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Aufstellungen – eine Erfindung von Bert Hellinger oder eine Weiterentwicklung klassischer familientherapeutischer Techniken?

Familienaufstellungen und Organisationsaufstellungen, oft mit dem Zusatz versehen "nach Hellinger", sind mittlerweile in aller Munde. Manchmal findet man aber auch eine Ankündigung: Familienaufstellungen "nach Virginia Satir" oder eine ganz ohne einen solchen Zusatz. Was hat es damit auf sich?

Landläufig wird Bert Hellinger für den Erfinder dieser Methode gehalten und dementsprechend verengt sich die Diskussion über Aufstellungen oft auf ein Pro oder Contra Bert Hellinger.

Damit wird aber der Arbeit mit Aufstellungen und ihren vielfältigen Möglichkeiten Unrecht getan. Deshalb möchte ich im Folgenden einen kurzen Einblick in die Geschichte dieser Arbeit geben.

Virginia Satir, eine der Begründerinnen der systemischen Paar- und Familientherapie, benutzte schon in den 60er Jahren das Darstellen eines Familiensystems im Raum, um dadurch für alle Beteiligten die wesentlichen Themen der Familie anschaulich und lebendig werden zu lassen.

Bei der Arbeit mit Familien ließ sie z. B. von einem Familienmitglied, das nicht im Zentrum des Konfliktes stand, die ganze Familie so im Raum anordnen, dass sich eine aus seiner Sicht stimmige Repräsentation der Beziehungen der Familie ergab. Das so entstandene Bild und die Rückmeldungen der Beteiligten über ihre Gefühle bildeten dann jenseits von Rationalisierungen die Grundlage einer intensiven Auseinandersetzung über die Themen der Familie.

In der systemischen Therapie als Skulpturarbeit bekannt, wird diese Technik in vielen Variationen genutzt: z. B. wird das Symptom (sei es eine chronische Krankheit oder Sucht) als Person oder Gegenstand in das System eingebaut, um seine Funktion für das gesamte System deutlich werden zu lassen. Oder in der Paartherapie wird der Kern eines Konfliktes herausgearbeitet, indem das Paar ihre aktuelle Beziehungsskulptur in den Raum stellt und jeder seinen für den Konflikt typischen Satz mehrfach wiederholt. Muster werden in Bewegungsabläufe umgesetzt und durch das Wiederholen so überdeutlich, dass sich oft schon allein dadurch Impulse zu Veränderung und Lösung ergeben. Es gibt auch die Variante, in der Einzeltherapie mit Aufstellungen zu arbeiten, indem die beteiligten Personen etwa durch Stühle oder Spielfiguren symbolisiert werden. Aufstellungen werden auch in der Supervision von Teams und Organisationen eingesetzt. Trotz aller Intensität hat diese prozessorientierte Art der Aufstellungsarbeit viel Spielerisches, Leichtigkeit und Humor.

Die sog. Familienrekonstruktion ist eine weitere Aufstellungstechnik der systemischen Familientherapie, hier wird die Familiengeschichte über mehrere Generationen mit einbezogen auf dem Hintergrund der geschichtlichen Ereignisse der jeweiligen Zeit. Dies ist sinnvoll, wenn ein Symptom, z.B. ein übergroßes Schuldgefühl, auf ein Mitglied der Eltern- oder Großelterngeneration verweist, der sich z.B. als SS-Mitglied im Zweiten Weltkrieg schuldig gemacht hat. Ziel ist hier, Schuld, die man unberechtigterweise auf die eigenen Schultern geladen hat, dort zu lassen, wo sie hingehört und gleichzeitig Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen. Durch ein Erleben des zeitgenössischen Zusammenhangs und der spezifischen familiendynamischen Situation in der Aufstellung entsteht ein differenzierteres Bild der Eltern oder Großeltern, sie werden weder ausschließlich als "Teufel" noch ausschließlich als "Heilige" gesehen. So ist es möglich, sich aus generationenübergreifenden familiären Mustern zu lösen und eine neue Ausrichtung für das eigene Leben zu finden.

Bert Hellinger, ursprünglich Missionar, dann Psychoanalytiker und Primartherapeut, hat die oben beschriebenen Techniken der Systemischen Familientherapie vor bald 20 Jahren aufgegriffen, weiterentwickelt und zum Teil auf geniale Weise vereinfacht.

Wesentliche Themen in Familien, deren Dynamik auch bisher große Beachtung in der Familientherapie fanden, hat er in seinen "Ordnungen der Liebe" sehr akzentuiert benannt und ergänzt. Es sind im wesentlichen drei Themenkomplexe, die hier fokussiert werden: zum einen die Ordnung, d.h. die Berücksichtigung der Zeitabfolge von früher nach später, zum anderen die Bindung, d.h. jeder, der dazugehört, hat das Recht dazuzugehören, und zum dritten der Ausgleich von Geben und Nehmen. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, hier anhand von Beispielen aufzuzeigen, welche Folgen in Familien Störungen in diesen Bereichen haben können.

Die Klarheit der Konzepte Bert Hellingers und die Schlichtheit seiner Interventionen beeindrucken und sind meines Erachtens eine wertvolle Ergänzung für die Systemische Therapie.

Die Absolutheit jedoch, mit der Hellinger seine Konzepte und Interventionen vertritt, provoziert bei dem einen Widerspruch, bei dem anderen bedient es die Sehnsucht nach einfachen Lösungen, wenn auch um den Preis des sich Fügens ohne durch den (vielleicht zum Teil unangenehmen) eigenen Prozess des Durchlebens und Verstehens gegangen zu sein, bei einem Dritten trifft er damit vielleicht genau ins Schwarze.

Aus systemischer Sicht wird ihm diese Absolutheit oft vorgeworfen, da er seine Aussagen nicht als seine Sicht beschreibt, sondern absolut setzt. Damit steht er im Gegensatz zum Grundverständnis der Systemiker, die die Subjektivität der Wahrnehmung betonen.

Diese Haltung birgt meines Erachtens auch die Gefahr von undifferenzierter Nachahmung ("nach Hellinger") und von starren Setzungen und vorschnellen Lösungen anstelle einer Offenheit für eine behutsame und achtsame Förderung der Prozesse, die sich entfalten wollen.

In der mittlerweile sehr weiten Szene der Anbieter von Familienaufstellungen finden wir also einerseits die klassischen Systemiker, die zum Teil Hellingers Ansatz ablehnen, andererseits die Hellinger-Schüler, die zum Teil, wenn in der Systemischen Familientherapie nicht ausgebildet, auf deren reichen Fundus nicht zurückgreifen können. Ich selbst zähle mich zu den systemischen Paar- und Familientherapeuten, die Hellingers Weiterentwicklungen kennen und schätzen und in ihre Arbeit integrieren, nicht jedoch ohne eine zum Teil kritische Haltung zu seinen Ansätzen.

Insgesamt bietet die Technik der Aufstellungen unschätzbare Möglichkeiten, wichtige Aufschlüsse über die unterschiedlichsten Dynamiken von Systemen zu erhalten, sei es in der Gegenwarts- oder Herkunftsfamilie, in der Paarbeziehung, in Arbeitsbeziehungen, in Lebenskrisen, in Entscheidungssituationen oder in Vorbereitung auf zu erwartende Zukunftsereignisse wie z. B. der Weggang eines Kindes aus dem Hause o.ä.

Immer wieder finden wir uns dabei auch in der Stimmung eines Rituals wieder, denn wie bei Ritualen wird etwas verdichtet und zugespitzt aufgezeigt und symbolisch Handlungen vollzogen, die Veränderung einladen.

Wer also diese Methode kennenlernen und für sich erfahren will, der prüfe wie bei jeder Suche nach einem Therapeuten, dem man sich anvertrauen möchte, mit dem Kopf Ausbildung und Ausrichtung des Aufstellers und mit dem Herz Ausstrahlung und Atmosphäre in der Arbeit.


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